Logopädie
für Kinder und Jugendliche
Sprache verbindet uns Menschen miteinander. Sie ist ein grundlegendes Mittel zur Kommunikation und eine Schlüsselfunktion, um selbstbestimmt am Leben teilzuhaben.
Die Logopädie hilft Kindern sowie Jugendlichen, Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen zu überwinden. Sprachliche Schwierigkeiten können die schulische Entwicklung, soziale Interaktionen und das Selbstbewusstsein beeinträchtigen.
Durch eine gezielte, altersgerechte Therapie werden die Kommunikationsfähigkeiten verbessert – bei Kindern oft spielerisch, bei Jugendlichen alltagsnah und praxisorientiert. Eine enge, interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Eltern, Erzieher:innen, Lehrer:innen, Ärzt:innen und anderen therapeutischen Fachrichtungen ist uns besonders wichtig.


FINANZIERUNG
Die Stimm-, Sprech-, Sprach- und Schlucktherapie gehört zu den anerkannten Heilmitteln. Hält Ihr behandelnder Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin eine Behandlung für medizinisch notwendig, übernimmt Ihre Krankenkasse die Kosten der Therapie.
Kontaktieren Sie uns bei weiteren Fragen – wir beraten Sie gerne.
BEHANDLUNGSFELDER
Kinder und Jugendliche
Sprachentwicklungsverzögerung (SEV)
Eine Sprachentwicklungsverzögerung liegt vor, wenn ein Kind im Vergleich zu gleichaltrigen Kindern langsamer oder unvollständig Sprache erwirbt. Dies betrifft verschiedene Bereiche der Sprache, wie Wortschatz, Grammatik, Aussprache oder Sprachverständnis.
Merkmale:
- später Sprachbeginn (wenige oder keine Wörter mit 2 Jahren)
- eingeschränkter Wortschatz
- Schwierigkeiten mit der Grammatik (z. B. falsche Satzbildung)
- Probleme mit der Aussprache oder dem Sprachverständnis
Störungen der Aussprache (Dyslalien)
Dyslalie ist eine Aussprachestörung, bei der Laute falsch gebildet, ersetzt, weggelassen oder falsch verwendet werden. Sie gehört zu den häufigsten Sprachstörungen im Kindesalter und kann die Verständlichkeit erheblich beeinträchtigen.
Merkmale:
- Ein Laut wird motorisch nicht korrekt gebildet (z. B. Lispeln, Sigmatismus)
- Laute werden systematisch ersetzt oder ausgelassen (z. B. „Tind“ statt „Kind“ oder „Saf“ statt „Schaf“
Dysgrammatismus
Dysgrammatismus ist eine Störung der Grammatikentwicklung, bei der Kinder Sätze fehlerhaft bilden. Dies betrifft unter anderem die Wortstellung, die Beugung von Wörtern (Flexion) und die Verwendung von Artikeln oder Präpositionen. Dysgrammatismus tritt oft im Zusammenhang einer Sprachentwicklungsverzögerung auf.
Merkmale:
- fehlende oder falsche Wortendungen („Ich geh Schule“ statt „Ich gehe in die Schule“)
- Probleme mit der Satzstellung („Papa Auto fahren“ statt „Papa fährt Auto“)
- falsche Verwendung von Artikeln und Pronomen („Der Mama kommt“ statt „Die Mama kommt“)
- fehlende oder falsche Zeitformen („Gestern ich geh in Kino“ statt „Gestern bin ich ins Kino gegangen“)
Verbale Entwicklungsdyspraxien (VED)
Verbale Entwicklungsdyspraxie ist eine neurologisch bedingte Sprechstörung, bei der Kinder Schwierigkeiten haben, die für die Sprache notwendigen Mund- und Zungenbewegungen gezielt zu planen und zu koordinieren. Sie wissen, was sie sagen wollen, können es aber motorisch nicht richtig umsetzen.
Merkmale:
- unklare oder stark eingeschränkte Verständlichkeit
- inkonsequente Fehler (ein Wort wird jedes Mal anders ausgesprochen)
- Probleme mit der Lautbildung und -abfolge
- Suchbewegungen der Lippen und Zunge beim Sprechen
- lange Pausen oder Verzögerungen beim Sprechen
- besonders schwere Wörter oder längere Sätze führen zu mehr Fehlern
- bessere Verständlichkeit bei automatisierten Äußerungen („Mama“, „Nein“) als bei neuen Wörtern
- häufig sehr gutes Sprachverständnis
Sprachverständnisstörung
Eine Sprachverständnisstörung bezeichnet Schwierigkeiten beim Verstehen gesprochener Sprache. Betroffene Kinder haben Probleme Wörter, Sätze oder sprachliche Zusammenhänge richtig zu erfassen, obwohl ihr Gehör intakt ist.
Merkmale:
- Probleme mit einfachen Anweisungen („Hol die Jacke!“ wird nicht verstanden oder falsch ausgeführt)
- Missverständnisse im Alltag (z. B. Kind reagiert nicht passend auf Fragen)
- Schwierigkeiten mit abstrakten Begriffen und Grammatik („Wer?“ und „Was?“ werden verstanden, aber „Warum?“ oder „Wozu?“ nicht)
- begrenzter Wortschatz und langsame Sprachentwicklung
- Probleme beim Unterscheiden ähnlicher Wörter („Haus“ und „Maus“ werden verwechselt)
Wortschatzdefizite
Wortschatzdefizite bezeichnen einen eingeschränkten Wortschatz im Vergleich zu gleichaltrigen Kindern. Betroffene haben Schwierigkeiten neue Wörter zu lernen, bekannte Wörter abzurufen oder sie korrekt anzuwenden.
Merkmale:
- geringer aktiver Wortschatz (Kind spricht wenig und verwendet immer dieselben Wörter)
- langsames Erlernen neuer Wörter
- Wortfindungsprobleme (häufiges „Ähm“, Umschreibungen oder Ersatz durch allgemeine Begriffe wie „Ding“)
- fehlender Gebrauch von Präpositionen, Adjektiven oder Fachbegriffen
- Probleme mit Ober- und Unterbegriffen (z. B. „Apfel“ wird nicht als „Obst“ erkannt)
- Verständigungsschwierigkeiten bei komplexeren Aussagen
Selektiver Mutismus
Selektiver Mutismus ist eine Störung, bei der ein Kind oder Erwachsener in bestimmten sozialen Situationen, wie z. B. der Schule oder bei unbekannten Personen, nicht spricht, obwohl die Person in anderen vertrauten und sicheren Umfeldern (z. B. zu Hause) normal sprechen kann. Der Betroffene kann in diesen Situationen zwar hören und verstehen, was gesagt wird, aber es fällt ihm schwer oder unmöglich, selbst zu sprechen.
Merkmale:
- Schweigen in spezifischen sozialen Situationen (z. B. in der Schule, bei Freunden im öffentlichen Raum)
- keine körperlichen oder neurologischen Ursachen für das Schweigen
- emotionale Symptome wie Angst, Nervosität oder Stress, wenn es darum geht, in bestimmten Situationen zu sprechen
- Vermeiden von Gesprächen mit Fremden und möglicherweise auch von Augenkontakt
- körperliche Symptome wie Zittern, Schwitzen oder Übelkeit, wenn gesprochen werden muss
- Störung hält über einen Zeitraum von mehr als einem Monat an
Auditive Wahrnehmungs- & Verarbeitungsstörung (AVWS)
Auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung ist eine Störung, bei der das Gehirn Schwierigkeiten hat gehörte Informationen richtig zu verarbeiten und zu interpretieren, obwohl das Gehör an sich intakt ist. Dies betrifft nicht das Hören selbst, sondern die Fähigkeit, akustische Reize zu erkennen, zu ordnen und sinnvoll zu verarbeiten.
Merkmale:
- Schwierigkeiten beim Verstehen von Sprache, insbesondere in lauten oder ablenkenden Umgebungen (z. B. in der Schule oder bei Gesprächen mit mehreren Personen)
- häufiges Missverstehen von Anweisungen oder das Verpassen wichtiger Informationen
- Probleme beim Unterscheiden von ähnlich klingenden Wörtern (z. B. „Maus“ und „Haus“)
- Schwierigkeiten beim Erkennen und Behalten von Geräuschen oder Melodien
- verzögerte Reaktionen auf Fragen oder Aufforderungen
- erhöhte Ablenkbarkeit durch Hintergrundgeräusche
- Probleme bei der Lautwahrnehmung, wie Schwierigkeiten beim Erkennen von Reimen oder beim Erlernen der Schriftsprache
Ess-, Kau- und Fütterstörung
Ess-, Kau- und Fütterstörungen umfassen eine Reihe von Problemen im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme, die sowohl körperliche als auch psychische Ursachen haben können. Diese Störungen treten vor allem bei Kleinkindern auf, können aber auch ältere Kinder betreffen.
Myofunktionelle Störungen
Eine myofunktionelle Störung bezeichnet eine Fehlfunktion der oralen Muskulatur (Muskeln des Mundes), die das richtige Zusammenspiel von Zunge, Lippen und Wangen bei der Sprech- und Schluckbewegung beeinträchtigt. Diese Störung kann zu verschiedenen Problemen führen, die mit der Mundmotorik, dem Kauen, Sprechen und Schlucken zu tun haben.
Merkmale:
- Fehlfunktionen der Zunge: Die Zunge liegt beim Sprechen oder in Ruhe nicht richtig im Mundraum (z. B. liegt sie zu tief oder zu weit vorne)
- Sprechstörungen: Probleme bei der Aussprache von Lauten, insbesondere bei Zischlauten wie „S“ oder „Sch“
- Kieferfehlstellungen
- Eine myofunktionelle Störung kann zur Entwicklung von Fehlstellungen des Gebisses oder zu Zahnfehlstellungen führen, wie etwa einer offenen Bissstellung (bei der Zähne im Mund nicht richtig aufeinanderstehen)
- veränderte Mundatmung: Die Person atmet vor allem durch den Mund statt durch die Nase, was zu Problemen mit der Nasenatmung und möglicherweise zu Schnarchen oder trockener Mundhöhle führt.
Stottern
Stottern ist eine Redeflussstörung, bei der die flüssige und fließende Sprachproduktion gestört ist. Betroffene erleben Hemmungen beim Sprechen, die durch Wiederholungen, Dehnungen oder Blockaden von Lauten, Silben oder Wörtern gekennzeichnet sind. Es kann zu Schwierigkeiten kommen, Worte richtig auszusprechen, was die Kommunikation erschwert und in manchen Fällen zu sozialer Angst und Frustration führt.
Merkmale:
- Wiederholungen: Die betroffene Person wiederholt bestimmte Laute, Silben oder Wörter, wie z. B. „Ba-Ba-Ba-Baum“ oder „I-i-i-i-ch möchte…“
- Blockaden: Die Person bleibt beim Sprechen „stecken“ und kann bestimmte Laute oder Wörter nicht aussprechen, selbst wenn sie es möchte. Es kann zu einer Unterbrechung kommen, bei der keine Laute erzeugt werden.
- Dehnungen: Bestimmte Laute oder Silben werden übermäßig gedehnt, z. B. Mmmm-Mama“.
- Spannung und Angst beim Sprechen: Bei stotternden Menschen kann eine sichtbare Anspannung im Gesicht oder in der Muskulatur auftreten, besonders wenn sie auf ein schwieriges Wort oder eine schwierige Situation stoßen.
- Begleiterscheinungen: Zusätzlich zu den sprachlichen Symptomen können unnatürliche Bewegungen auftreten, wie das Zucken der Augen, Lippen oder Hände, die als Versuch des Körpers gesehen werden, das Stottern zu kompensieren.
Poltern
Poltern ist eine Sprachstörung, bei der die betroffene Person zu schnell spricht und dabei die Klarheit und Verständlichkeit ihrer Sprache verliert. Poltern wird oft durch eine rasche Sprechgeschwindigkeit, unregelmäßige Pausen und unerklärte Wortverschmelzungen gekennzeichnet, was das Zuhören und das Verstehen erschwert.
Merkmale:
- Zu schnelles Sprechen: Die betroffene Person spricht mit einer sehr hohen Geschwindigkeit, was dazu führen kann, dass Wörter zusammengezogen oder abgekürzt werden.
- Unregelmäßige Pausen: Polternde Sprecher haben oft Schwierigkeiten, passende Pausen zwischen Wörtern oder Sätzen zu setzen, was die Struktur der Sprache beeinträchtigt.
- Verschluckte oder fehlende Silben: Die Person lässt Silben aus oder spricht Wörter unvollständig aus, was die Verständlichkeit verringert.
- Verwaschene Aussprache: Die Geschwindigkeit und das Fehlen klarer Pausen führen dazu, dass die Aussprache undeutlich und schwer verständlich ist.
- Mangel an Sprechrhythmus: Poltern beeinträchtigt oft den natürlichen Rhythmus der Sprache, was zu einem unangenehmen und schwer zu verstehenden Sprechfluss führt.